Sie gehören in den sozialen Medien zu den Bildern und Videos mit hoher Wiederholungsrate, die sogenannten „Zitronengesichter“. Vor allem Kleinkinder geben herrliche Motive ab, wenn sie das erste Mal in einen Zitronenschnitz beißen. Allerdings verändert sich der Ausdruck für kaum jemanden, selbst beim zweiten oder dritten Mal, denn sich an den sauren Geschmack zu gewöhnen, ist schwer. Doch in den größten Teil aller Zitronen oder auch Limetten wird aus vorgenannten Gründen nicht einfach wie in einen Apfel hinein gebissen. Vielmehr hilft eine Zitronenpresse dabei, den Saft aus der Frucht zu gewinnen, um diesen dann für unterschiedlichste Zwecke zu nutzen.
In diesem Artikel beschäftigen wir uns mit Zitronenpressen und ihren vielen verschiedenen Erscheinungsformen im Haushalt. Zitronenpressen gehören zu den Haushaltsgeräten, an denen sich Designer seit vielen Jahrzehnten regelrecht austoben und immer wieder neues kreieren. Doch so wie das Rad in seiner Form nicht wirklich sinnvoll neu erfunden werden kann, so bleibt die Zitronenpresse, in welcher Form auch immer, darauf konzentriert, den Saft aus der Zitrone zu gewinnen.
Zitronenpressen – der Hype im 19. Jahrhundert
Zitronen oder auch Limonen sind in den mittel- und nordeuropäischen Küchen relativ neue Früchte. Sie sind zwar etwa seit dem 16. Jahrhundert bekannt, doch waren sie bis in das 18. Jahrhundert zu teuer für die einfachen BürgerInnen. Erst zur Mitte des 19. Jahrhunderts etablierte sich die Zitrone allgemein als Zutat zu Speisen oder als Erfrischungsgetränk. Das löste kurioserweise in den USA einen Wettstreit aus, wer die beste Zitronenpresse erfinden kann. In den Jahren von 1880 bis 1910 verzeichnete das US-Patentamt über 200 Patentanmeldungen für Zitronenpressen.
Letztlich aber basiert jede Zitronenpresse auf mechanisch ausgeübten Druck, je nach Modell verbunden mit Reibung. Da die Zitrone eine Kreuzung aus Bitterorangen und Zitronatzitrone ist, die vermutlich um das Jahr 1000 in Indien gezüchtet wurde, ist davon auszugehen, dass für die im gesamten Tropengürtel natürlich wachsenden Limetten bereits lange vorher Zitronenpressen erfunden wurden. Es ist anzunehmen, dass die frühesten Zitronenpressen in einfachen Formen aus Holz gefertigt wurden, das wiederum im Laufe der Jahrhunderte verrottete und deshalb bei Ausgrabungen nicht mehr nachzuweisen ist.
Zitronenpresse heute – vom Kultobjekt bis zum Gastronomieliebling
Der französische Designer Philippe Stark entwarf im Jahr 1987 die Zitronenpresse „Juicy Salif“. Ihre außergewöhnliche Form, Stark wurde von Tintenfischen dazu inspiriert, machte sie schnell zum Kultobjekt. Allerdings ist die Juicy Salif denkbar ungeeignet für das Auspressen von Zitronen oder Orangen. Was der Designer auch unumwunden zugibt. Aber sie sieht gut aus und regt zu Gesprächen an, wie der Schriftsteller Umberto Eco (Der Name der Rose) einmal anmerkte.
Wesentlich ergebnisorientierter war die Erfindung des Rabbi Isaac Zaksenberg aus dem Jahr 1929. Er entwickelte in Israel die Zitronenpresse Hadarit. Deren Nachfolger finden sich heute in unzähligen Bars und Restaurants, weil sie das mühelose Auspressen von Zitronen und Orangen erlaubt, auch in größerer Stückzahl hintereinander. Dabei besitzt auch sie einen sehenswerten mechanischen Aufbau, der sich im Bewegungsablauf mittels langem Hebel gerade in der Gastronomie in die Funktionsweise von klassischen Bierzapfanlagen und Espressomaschinen einreiht.
Der Klassiker im Haushalt
Wer immer auch diese Zitronenpresse erdacht hat, er oder sie ist im Dunkel der Geschichte verschwunden. Immerhin ist die Türkei als Ursprungsland nachgewiesen. Eine nach oben gewölbte Halbschale mit Riffeln, darunter eine Auffangschale für den austretenden Saft und die Kerne. Die halbierte Zitrone oder Orange wird auf die Halbschale aufgesetzt und mit kräftigem Druck gedreht. Die Riffel reißen die Zellen des Zitronenfleisches auf und lassen den Saft hinunter in die Auffangschale laufen. Mit dieser Form der Zitronenpresse dürften vermutlich die gesamten Nachkriegsgenerationen Mitteleuropas aufgewachsen sein, so verbreitet ist sie bis heute.
Inzwischen ist diese Zitronenpresse auch als motorisiertes Modell erhältlich, wobei die geriffelte Halbschale elektrisch angetrieben wird und die halbierte Zitrone nur noch per Hand fest angedrückt werden muss. Das Stichwort elektrische Zitronenpresse erlaubt einen kurzen Ausflug in die Welt der Lebensmittelindustrie.
Entsafter – nicht romantisch, aber effektiv
Um aus größeren Mengen an Zitronen oder allgemein an Zitrusfrüchten den Saft zu gewinnen, bedient sich die Industrie eher weniger raffinierter Methoden als vielmehr roher Gewalt. In den meisten Entsaftern kommen elektrisch angetriebene Walzen zum Einsatz, die aus den ganzen Früchten den Saft herauspressen. Im Einfülltrichter solcher industriell genutzter Entsafter verschwinden die Zitronen oder Orangen gleich kistenweise und es braucht nur wenige Sekunden, bis Saft und Schalen, sauber getrennt, verfügbar sind.
Zitronensaft wird in der Lebensmittelindustrie vor allem zur Haltbarmachung anderer Lebensmittel verwendet. In fast jedem heute verfügbaren Convenience Food befindet sich ein gewisser Anteil an Vitamin C oder Ascorbinsäure, was dasselbe ist und in Zitronen reichlich vorkommt.
Im Süden gilt bei Zitronenpressen das Hebelgesetz
Zitronen oder genauer Limetten sind in den Tropen und Subtropen schon immer ein Bestandteil des Speiseplanes, weil die Früchte von hier stammen. Die wilde Limette wächst als Baumfrucht genauso in Australien wie in Asien, Afrika und Mittel- bzw. Südamerika. Die Frucht gehört zur täglichen Zubereitung des Essens genauso wie Salz.
Dabei werden überwiegend Handhebel-Zitronenpressen genutzt. Die bestehen aus zwei ineinander passende Halbschalen, die jede mit einem langen Hebel versehen sind. Über ein Scharnier sind die beiden Halbschalen miteinander verbunden. Die Teile der Zitrone werden in die eine Halbschale hineingelegt und mit der anderen Halbschale ausgepresst. Ein paar Löcher in der äußeren Halbschale lässt den austretenden Saft ablaufen. Diese Handhebel-Zitronenpressen gibt es in unterschiedlichen Größen, angepasst an die verschiedenen Größen der Limetten-Arten. Früher waren diese Zitronenpressen aus Holz und wurden nicht selten selber angefertigt. Heute bestehen sie überwiegend aus Aluminiumguss. Die Handhebel-Zitronenpressen finden sich in den letzten Jahren vermehrt auch in den Angeboten in Europa.
Zitronenpressen in der täglichen Praxis
In privaten Haushalten unterteilt sich die Verwendung von Zitronen oder Zitrusfrüchten in die Bereiche Essenszubereitung und die Herstellung von Saft. Während für Speisen jeweils nur geringe Mengen an Zitronensaft benötigt werden, können es bei der Saftherstellung je nach Bedarf gleich mal ein Dutzend oder mehr Zitronen sein.
Bei der Herstellung frischen Zitronen- oder Orangensaftes stoßen Zitronenpressen, die pro Arbeitsgang jeweils nur eine halbe Frucht pressen können, schnell an die Grenzen. Wer schon einmal ein Dutzend Früchte auf diese Art gepresst hat, kann ein Lied von schmerzenden Händen und Handgelenken singen. Einfacher geht es natürlich mit elektrischen Zitronenpressen, aber auch damit ist zumindest der zeitliche Aufwand erheblich, weil die Früchte zuerst mit dem Messer halbiert werden müssen. Die bessere Lösung ist in solchen Fällen ein Entsafter für den privaten Gebrauch. Der ist zudem in der Lage, nicht nur Früchte, sondern auch Gemüse unterschiedlichster Form zu entsaften. Je nach Gerät werden weitere Zusatzfunktionen angeboten, bis hin zum Fleischwolf und der Pasta-Anfertigung.
Nur ein paar Spritzer Zitronensaft?
Wenn jedoch nur wenig Zitronensaft benötigt werden, sei es in den Salat, am Tisch über den Fisch oder vielleicht auch in den Tee, dann zeigt sich die Handhebel-Zitronenpresse als die wohl beste Form. Es braucht ja auch nicht die ganze Zitrone dafür. Einfach ein passendes Stück aus der Frucht schneiden und den Rest in den Kühlschrank. Angeschnittene Zitronen halten sich gekühlt tagelang. Dank der enthaltenen Ascorbinsäure verderben Zitronen kaum, sie trocknen lediglich langsam aus. Anders verhält es sich mit Zitronensaft, der kann durchaus verderben, wenn er nicht pasteurisiert wird, denn der Saft bietet Hefebakterien in der Luft eine weit größere Angriffsfläche als eine angeschnittene Zitrone.
Fazit
Für frisch gepresste Zitrusfrüchte braucht es, um jedem Bedarf begegnen zu können, mindestens zwei unterschiedliche Zitronenpressen, sonst ist es entweder zu viel oder zu wenig Saft. Einmal für viel und einmal für wenig des gesunden Saftes aus der Zitrone.