Der Begriff Küche ist im Detail sehr komplex. Wer allgemein von einer Küche spricht, meint damit meist eine Einbauküche mit einheitlichen Fronten. Dabei besteht jede dieser Küchen aus mindestens 100 Einzelteilen und die Varianten gehen ins Unendliche. Nicht umsonst haben Küchenplaner viel zu tun.
Im Bereich der Möbelindustrie waren die Küchen das einzige Segment, das selbst im Coronajahr 2020 Zuwächse verzeichnen konnte, während alle anderen Verluste machten. Aber was zeichnet eine gute Küche denn aus und noch wichtiger, bei welchen Küchenherstellern stimmt das Preis-Leistungs-Verhältnis? Dieser Frage soll in diesem Artikel nachgegangen werden, wobei nur Fakten zählen, soweit diese recherchierbar sind.
Deutschlands Küchen
Im Durchschnitt werden in deutschen Haushalten alle 15 bis 25 Jahre die Küchen gewechselt. Hinzu kommen etliche Erstkäufe bei der Einrichtung der ersten eigenen Wohnung. Da Küchen oft auch sehr individuell auf die jeweilige Räumlichkeit zugeschnitten sind, werden sie bei einem Umzug ebenfalls nicht selten neu erworben.
In vielen Wohnungsneubauten sind Einbauküchen bereits installiert, wenn sie vermietet oder verkauft werden. Bei rund 41 Millionen Haushalten in der Bundesrepublik sind das eine Menge neue Küchen, die jährlich ihre Besitzer erfreuen. Geschätzt dürften es rund 1,5 Millionen Küchen pro Jahr sein.
Wie lassen sich Küchenhersteller bewerten?
Schon eine Auswahl zu treffen, ist eine knifflige Angelegenheit. Allein in Deutschland gibt es 75 Hersteller, die sich auf Küchen spezialisiert haben. Hinzu kommen eine ganze Reihe von Herstellern aus dem EU-Raum, die ebenfalls in Deutschland mit einem Händlernetz vertreten sind.
Jeden Hersteller nach Qualitätskriterien abzufragen, wäre eine Aufgabe für Jahre, wobei viele Hersteller keineswegs bereit sind, über Details zu reden. Hier zeigt sich eine Schattenseite der Branche. Schlechte oder ungenügende Qualität hinter großartigen Werbesprüchen zu verstecken sowie Rabatte zu versprechen, die keine sind, gehören zu den gängigen Methoden in der Küchenbranche. Teilweise erinnert so mancher Küchenverkäufer an dubiose Teppichhändler, die mit beständigem Räumungsverkauf werben.
Um die Spreu vom Weizen zu trennen, muss zunächst einmal ein Kriteriumskatalog erstellt werden, was denn überhaupt eine gute Küche ausmacht. Mit diesen Kriterien kann dann eine Auswahl getroffen werden.
Küchenstudio statt online oder Möbelhaus?
Es besitzt gewisse Vorteile, sich nach der neuen Küche in einem Küchenstudio umzusehen. Die persönliche Beratung durch einen Küchenprofi ist schon das erste Plus. Der oder die Beraterin besitzt dabei auch genug Erfahrung, um einschätzen zu können, was mit dem veranschlagten Budget denn alles möglich ist. Am besten gleich einen Grundriss des Küchenraumes mitbringen, in dem auch eventuelle Dachschrägen eingezeichnet sind.
Keine Angst, Küchenstudios sind nicht auf Millionäre spezialisiert und unterm Strich auch nicht teurer als Möbelhäuser oder der Online-Küchen-Vertrieb. Eine Küche aus dem Küchenstudio ist einfach eine Investition ohne unliebsame „Überraschungen“ nach dem Kauf.
Was macht eine gute Küche aus?
Laien bewerten Küchen meist nach optischen Merkmalen und genau darauf spekulieren viele Händler. Es ist meist mehr Schein als Sein. Dabei sind es vielmehr die inneren Werte einer Küche, die dafür sorgen, dass sie über 15 oder 25 Jahre reibungslos funktioniert. Die wichtigen Qualitätsmerkmale von Küchenmöbeln setzen sich folgendermaßen zusammen:
- Dreidimensional verstellbare Clipscharniere
- Mindestens 105 Grad Türöffnungswinkel
- Bestandener Dauerbelastungstest von Auszugsfächern (40 kg) und Schubladen (25 kg)
- Variable Sockelhöhenverstellung
- Lochreihen in den Ober- und Unterschränken zur individuellen Höhenverstellung der Böden
- Keine Folien auf den Fronten
Es gibt zudem eine ganze Reihe an Qualitätsmerkmalen, die nur in aufwendigen Prüfverfahren herauszufinden sind. Dafür gibt es Prüfzeichen und Qualitätssiegel von unabhängigen Institutionen, die die Einhaltung der angegebenen Werte überwachen und gewährleisten. Aber auch hier gibt es so manches selbst erfundene oder nur scheinbar unabhängiges Siegel. Folgende Gütesiegel sorgen für Sicherheit:
- GS Zeichen des TÜV
- ISO 9001
- RAL-Testat
- RAL M
Immer wichtiger werden auch Gütesiegel in Bezug auf Klima und Umwelt. Hier sollte auf folgende Siegel geachtet werden:
- DGM Klimapakt
- RAL Klima Neutral Möbelherstellung
- RAL Klima Neutral Möbel
- eco-Institut
- Blauer Engel
- PEFC
Kein Küchenhersteller wird alle diese Siegel gleichzeitig vorweisen können, aber schon ein oder zwei Gütesiegel zur Qualität sowie dem Klimabewusstsein sind gute Voraussetzungen für eine Küche, die hält, was sie verspricht.
Gibt es „billige“ Küchen in guter Qualität?
Mit einem Wort: Nein. Heute finden sich online wie offline Küchen, die schon ab 500 Euro angeboten werden. Diese beinhalten beispielsweise 1 Kühlschrankumbau, Arbeitsplatte, sowie zwei Ober- und zwei Unterschränke, alles ohne Elektrogeräte.
Es muss einfach klar sein, dass bei einem Preis von gerade mal 500 Euro in der Herstellung an allem gespart wird. Die Fronten aus Pressspanplatten, mit Folien kaschiert, der Unterbau aus Fichtenholz, die Arbeitsplatte ebenso aus Pressspanplatte mit Dekorfolie und Beschläge sowie Griffe aus minderwertigen Legierungen. Wer sich bezüglich des Klimas und der Nachhaltigkeit keine Gedanken macht und etwa als Single kaum selber kocht, kommt mit solch einer Küche klar.
Wer doch etwas höhere Ansprüche an die neue Küche stellt, muss finanziell auch höher einsteigen. Gute Küchen mit Qualitäts- und Klimasiegel beginnen ohne Elektrogeräte bei rund 4000 Euro. Wie bei vielem anderen auch, sind die Grenzen nach oben offen. Wobei sehr teuer nicht automatisch sehr gut bedeutet.
Was ist der Unterschied zwischen individuell geplanten und vorgefertigten Küchen?
Es kann sich durchaus lohnen, die neue Küche vom Verkäufer, wenn er oder sie das anbietet, planen und montieren zu lassen. Denn dann verlängert sich die gesetzliche Gewährleistungspflicht von 2 auf 5 Jahre, da so aus einem Kaufvertrag ein Werkvertrag wird. Die zusätzlichen Kosten sind gut angelegt, wenn ein größerer Schaden auftritt. Der weitere Vorteil besteht natürlich darin, dass Profis die Küche aufstellen und einrichten. Die haben das Know-how und auch das richtige Werkzeug.
Wer aber sind denn nun die besten 10 Küchenhersteller?
Werden die Faktoren Material- und Verarbeitungsqualität sowie Nachhaltigkeit und Klimafreundlichkeit bei einem entsprechenden Preis-Leistungs-Verhältnis zugrunde gelegt, ergibt sich folgende Liste, die jedoch keinen Anspruch auf eine allgemeingültige Wahrheit erhebt. Dafür ist die Anzahl an Herstellern und Variablen im Küchenbau einfach zu groß.
Vielleicht hat der eine oder andere eine Küchenschreinerei um die Ecke an der Hand, die ebenso in Preis und Leistung stimmt. Wer jedoch Deutschlandweit auf Küchensuche geht, findet in dieser Liste sicher einen Küchenhersteller, der seinen oder ihren Anforderungen entspricht. Nun also die 10 besten Küchenhersteller:
- Alno
- Bauformat
- Beckermann
- Burger
- ewe
- Häcker
- Leicht
- Nolte
- Poggenpohl
- Schüller
Diese 10 Küchenhersteller bedienen mit ihren verschiedenen Küchenserien sowohl den mittelpreisigen wie auch den hochpreisigen Küchenmarkt.
Zu guter Letzt noch etwas zur Küche 4.0
Die durchdigitalisierte Küche ist in aller Munde. Kühlschränke, die den Inhalt nach Ablaufterminen der Lebensmittel überwachen. Multifunktionale Kochgeräte, die sich in den Garzeiten abstimmen oder Terminals zur Kontrolle von Hygienestandards. In den Profiküchen gibt es das bereits heute. Der normale Verbraucher hingegen zeigt sich nicht so begeistert von der digitalen Technik in der Küche.
Den meisten genügt der Laptop mit Rezepten und vielleicht noch ein Sprachassistent, also nichts spezifisch nur für die Küche. W-LAN gebundene Kühlschränke oder Waschmaschinen sind weitgehend wieder aus dem Angebot der Händler verschwunden. Vielleicht sehen die Menschen die Küche einfach als eine Insel an, in der sie beim Kochen selbst kreativ sein können.